Das Heimathaus – ein vielseitiges Denkmal
von Wolfgang Meyer
1985 wurde der Heimatverein Settrup mit dem Ziel gegründet, ein Dorfgemeinschaftshaus in Settrup zu errichten. Als 1987 ein altes Fachwerkhaus, welches unter Denkmalschutz stand, zum Verkauf angeboten wurde, griff der Verein zu. Das Fachwerkgebäude stand auf dem Gelände der Ippenburg in Bad Essen und gehörte der Familie von dem Busche. Der Heimatverein entschied sich nach langen Überlegungen und Diskussionen, dieses marode Fachwerkgebäude zu erwerben. In einer beispiellosen gemeinsamen Kraftanstrengung, sowohl in finanzieller, als auch in planerischer und handwerklicher Hinsicht, wurde das Gebäude „verrückt“ – was sich im Nachhinein als eine weise Entscheidung herausstellte. 1988 wurde das Gebäude fachmännisch abgetragen und nach Settrup transportiert. Hier begann der Verein mit dem Wiederaufbau, nachdem die Finanzierung – es handelte sich hierbei immerhin um eine Millionen DM – gesichert war.
Die offizielle Einweihung des Gebäudes fand am 30. September 1989 statt und fand in der Bevölkerung riesige Resonanz. Bei dem Settruper Heimathaus handelt es sich um ein Doppelheuerhaus im Fachwerkstil. Das Charakteristische an dem Haus ist die große Dielentür, die sich nicht im Giebel des Gebäudes, sondern an der Traufenseite befindet. Das Gebäude stammt aus dem 18. Jahrhundert und seine Denkmaleigenschaften wurden beim Wiederaufbau erhalten. Das Doppelheuerhaus wurde früher von zwei Landarbeiterfamilien bewohnt und bewirtschaftet. Die beiden Familien, die zuletzt in diesem Gebäude gewohnt haben, sind uns noch persönlich bekannt. Wenn man das Gebäude durch die große Dielentür betrat, befand sich früher rechts und links auf den jeweiligen Giebelenden je eine Wohnung mit drei Zimmern. Zwischen den Wohnungen befand sich die große Tenne mit Stallungen unter der Hiele für das Großvieh. Die beiden Räume neben der großen Dielentür dienten als Milchkammer und als Kälberstall. Die beiden niedrigen Räume über den Wohntrakt waren Vorrats- und Abstellboden. Der große Balken unter dem Dach bot reichlich Platz für Erntevorräte wie Getreide und Heu. Das Interessante an dem einmaligen Baustil war, dass sich beide Familien die Tenne, die Wirtschaftsräume und den Balken in bester Absprache und größtmöglicher Eintracht teilen mussten.
Alle Räumlichkeiten und das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes wurden nach der Umsetzung von Bad Essen nach Settrup in enger Absprache mit dem Amt für Denkmalschutz für eine sinnvolle Nutzung wiederhergestellt. Beim Wiederaufbau entstand in einer der ehemaligen Wohnungen eine Gaststätte mit angeschlossener Küche. In der anderen befindet sich heute eine Toilettenanlage. Die Tenne in ihrer gesamten Größe bietet Platz für Gesellschaftsfeiern und für das örtliche Vereinsleben. Der frühere Vorrats- und Abstellraum über der jetzigen Gaststätte wird nunmehr als Clubraum genutzt. Den Bodenraum am Ostgiebel über der Toilettenanlage nutzt jetzt der Spielmannzug Settrup. Der seitlich an das Haus angebaute Viehstall ist heute umfunktioniert in eine große Schießhalle mit sechs Luftgewehrständen. Außerdem befindet sich dort der Zugang zu einer unterirdischen 50-Meter-Kleinkaliberanlage. Diese Räume werden heute vom Schützenverein genutzt. Im Laufe der Jahre ist das Heimathaus Settrup, wie ursprünglich gehofft, zu einem echten Dorfgemeinschaftshaus geworden. Hier spielt sich heute das Vereins geschehen sowie das kulturelle Leben des Dorfes ab. Das Heimathaus ist wahrlich ein Gewinn für Settrup.